Archiv für den Monat: November 2015

Refugees Welcome II

Anknüpfend an den letzten Beitrag „Refugees Welcome – Wer verdient daran eigentlich und wie antirassistisch ist diese ‚Willkommenskultur‘?“ wird auch in diesem Artikel die Frage gestellt, wie rassimuskritisch die ‚Willkommenskultur‘ ist, ob diese auch die aktuelle Verschärfung des Asylrechts mitbedingt und wie sich die deutsche, Weiße Linke dazu verhält. Hier gibt es den ausführlichen Beitrag von Chandra-Milena Danielzik auf dem Blog von glokal.Die gekürzte Version gibt es in der aktuellen Ausgabe der ak.

 

Refugees welcome

In diesem Sommer kamen viele Geflüchtete und die Staaten haben bei ihrer Unterbringung und Organisation, aber auch bei ihrem Schutz, zum Teil versagt. Dass das Ankommen der Menschen dennoch nicht komplett gescheitert ist, ist vor allem den freiwilligen Helfer*innen zu verdanken, die staatliche Aufgaben übernommen haben. Doch nicht nur in dieser Übernahme liegen Problematiken, sondern zum Teil auch in den Motiven, den Menschen zu helfen. Werden da wieder koloniale Bilder wirksam? Dieses Video geht dieser Frage nach. Da der Staat außerdem nicht genügend Unterkünfte stellen kann, ist Asyl auch eine Einnahmequelle für manche Geschäftsleute, vor allem in Sachsen wird gerne auf private Betreiber*innen zurückgegriffen. Die Probleme, die damit einhergehen, beleuchtet der bayrische Rundfunk in dieser Audio-Reportage.

Die Schwierigkeit, über Rassismus zu sprechen

Rassismus ist in der gegenwärtigen bundesdeutschen Gesellschaft – und in Sachsen zeigt sich das in gewisser Weise wie in einem Vergrößerungsglas – weitgehend normalisiert. Rassistische Praktiken und Sprechweisen sind alltäglich und banal geworden und deshalb nur schwer benennbar oder gar skandalisierbar. Die dauerhafte Anwesenheit des (Alltags)Rassismus führt zum einen zur Gewöhnung und seiner unausgesprochenen Akzeptanz, unterstützt zum anderen das übliche Verständnis von Rassismus als Randphänomen. Seine Verletzungskraft, die sich auch in der Schwierigkeit zeigt, rassistische Verletzungen zur Sprache zu bringen, wird genauso an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung geschoben. Auch in institutionalisierten Bildungszusammenhängen bleibt Rassismus meist ein Randthema, wofür unter Umständen Projekte ‚außerschulischer Bildung‘ angefragt werden, es in möglichst kurzen Zeitformaten zu bearbeiten.

Ein solches (‚randständiges‘) Bildungsprojekt ist das Projekt ‚Grenzen überwinden‘, das mit jungen Referent_innen und Jugendlichen zu den Themen Rassismus, Migration und Flucht arbeitet. Das Bildungsprojekt sieht sich selbst in vielfacher Weise in rassistische 12240993_1170168626361818_6910559531289113046_oVerhältnisse involviert. Deshalb haben wir uns zur Aufgabe gemacht, darüber nicht nur selbstbezogen zu reflektieren, sondern auch öffentlich zu sprechen und somit – so hoffen wir – auch Sprechen zu ermöglichen.
Tagung 10.12.2015 (14:00 – 18:00 Uhr)
Die Eindrücke und Konsequenzen aus der im Jahr 2015 im Rahmen des Projektes durchgeführten qualitativen Studie ‚Junge Menschen mit s. g. Migrationshintergrund als Akteure Politischer Bildung‘ bilden eine thematische Fokussierung der Veranstaltung.

Wir laden die Teilnehmenden der Veranstaltung dazu ein, mit uns gemeinsam über die Frage nachzudenken: Wie kann sich das Sprechen über Rassismus und Rassismuserfahrungen in der Politischen Bildung, in Institutionen formeller Bildung, in öffentlichen, mithin politischen Zusammenhängen wirksam(er) gestalten?

Vortrag von Prof. Dr. Paul Mecheril:  ‘Wir sind verletzlich oder das Anliegen der Rassismuskritik’ 18:30 Uhr

ORT: Evangelische Hochschule Dresden, Dürerstraße 25, 01307 Dresden

ANMELDUNG unter:
tagung.grenzenueberwinden@gmail.com

Hier geht es zur Facebookveranstaltung.

 

Sind arabische Leben weniger wert?

Welchen Opfern wird gedacht und welchen nicht? Welche Opfer kommen überhaupt in der europäischen Berichterstattung vor? Welche werden als alltägliche Opfer gesehen? Welche sehen sich auch selbst schon als weniger wert an?

Diese Fragen wurde auchbeirut-paris nach den Anschlägen von Paris wieder gestellt, ausgelöst unter anderem von einem Blogeintrag eines Arztes aus Beirut, der fragt „Sind arabische Leben weniger wert?“ und auf die Gefahr des nun weiter erstarkenden antimuslimischen Rassismus hinweist. Die Zeit beschreibt den Verlauf dieser Debatte. Es sind postkoloniale Fragen, die gestellt werden, die schon Frantz Fanon in „Schwarze Haut, weiße Masken“ probiert zu beantworten, in dem er die psychischen Dimensionen des Kolonialismus beschrieben hat. Die Frage nach der unterschiedlichen Wertigkeit von Leben nach 9/11 hat Judith Butler auch schon in ihrem Buch „Precarious Life“ beschrieben, was momentan bei all der Kriegsrhetorik wieder aktueller denn je erscheint.

Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.

t4-kulturweit-freiwillige-aaPostkoloniale Kontinuitäten zeigen sich auch bei deutschen Freiwilligendiensten. Weltwärts ist das bekannteste Beispiel dafür, finanziert es sich doch sogar aus dem Entwicklungszusammenarbeitsetat. Der internationale kulturelle Freiwilligendienst „kulturweit“ wirkt erstmal unproblematischer – ist es aber nicht. Der Beitrag vom Migazin zeigt warum.

Debatte zu Human Remains

Wie kann mit menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit umgegangen werden, die sich noch heute in deutschen Museen befinden? Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die auch das Humboldtforum bespielt, will etwas am Umgang ändern. Es ist mehr als an der Zeit für einen Umschwung der Gedanken und Handlungen, denn die Rückgabe – und Restitutionsprozesse der letzten Jahre waren schockierend und zum Teil menschenverachtend. Der Artikel von der taz beleuchtet diese Debatte.