Im Rahmen der Veröffentlichung des Projektberichts „Humboldt Lab Tanzania“ am 25. Juni 2018 erkennt Stiftungspräsident Parzinger erstmals an, dass im Ethnologischen Museum Berlin befindliche Kriegsbeute einem kolonialen Unrechtskontext entstammt. Berlin Postkolonial begrüßt die Ansicht der SPK, dass dies Rückgaben „nahelegt“ und fordert dazu auf, mit der Übergabe von geraubten Kulturobjekten und menschlichen Gebeinen an die Nachfahren der Kolonisierten noch in diesem Jahr zu beginnen.
Fünf Jahre nach dem Start der von uns mitorganisierten Bündnis-Kampagne „No Humboldt 21!“ hat sich der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nun endlich auch zu einer Rückgabe kolonialer „Kriegsbeute“ bereiterklärt. „Of course we are ready to give things back, to restitute, which are related to looting, to colonial violence“ sagte Parzinger gestern abend in Dahlem. In seinem Vorwort zur dort veröffentlichten Publikation „Humboldt Lab Tanzania – Objekte aus den Kolonialkriegen im Ethnologischen Museum, Berlin – Ein tansanisch-deutscher Dialog“ (Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2018) heißt es entsprechend:
„Der Kolonialismus ist Teil der Geschichte der Objekte, die aus ihren Kontexten mitunter gewaltsam entrissen und danach im Depot von Museen eingelagert wurden, wo sie Teil eines neuen Kontextes wurden. Dennoch ist und bleibt „Kriegsbeute“ ein Unrechtskontext, der auch einen anderen Umgang erfordert und Rückgaben als Lösungsansatz nahelegt.“ (S.21)
Druck auf die SPK kam und kommt vor allem auch von einer Mehrheit der tansanischen Partner*innen im Projekt „Humboldt Lab Tanzania“. So sprachen sich auf dem gestrigen Podium in Dahlem sowohl die künstlerische Leiterin Sarita Mamseri als auch Balthazar Nyamusya, Kurator des /Maji Maji Memorial Museums/ in Songea, unmissverständlich für die Rückgabe von erbeuteten Objekten aus. Ebenso klar äußerte sich bereits im Mai 2017 Audax Z.P. Mabulla vom /National Museum of Tanzania/:
„Die Rückgabe geplünderter und erbeuteter Objekte wird heute fortlaufend diskutiert, aber was die Tansania-Sammlung anbelangt, die in der deutschen Kolonialzeit erbeutet wurde, hatte dieser Prozess noch nicht einmal begonnen. Obwohl eine bessere Zugänglichkeit der Tansania-Sammlung in Berlin ein erster Schritt ist, müssen unsere Anstrengungen daraufhin ausgerichtet sein, diese Objekte an den Ort zurückzubringen, an den sie gehören.“ (S.16/)/
Berlin Postkolonial fordert die Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf, den vielen Worten im 100. Jahr des Endes der deutschen Kolonialherrschaft in „Deutsch-Ostafrika“ nun auch Taten folgen zu lassen. Mnyaka Sururu Mboro von Berlin Postkolonial sagt:
„Die Terrorherrschaft der Deutschen kostete mehreren Hunderttausend Menschen in Tansania das Leben. Der anstehende 100. Jahrestag ihres Endes im November 1918 sollte nicht ohne eine erste Rückgabe kolonialer Kriegsbeute und für Rasseforschung verschleppter menschlicher Gebeine vorübergehen. Für Deutschland ist es an der Zeit, um Entschuldigung zu bitten!“
Kontakt: Mnyaka Sururu Mboro (01601174528) & Christian Kopp (01799 100 976)
Mail: buero(at)berlin-postkolonial.de