Solidarität mit den Ovaherero und Nama

Wir rufen dazu auf, am 25.02.2017 nach Berlin zu fahren und am 11. Gedenkmarsch für die afrikanischen und Schwarzen Opfer von Versklavung, Versklavungshandel, Kolonialismus und rassistischer Gewaltteilzunehmen.

Hier der Aufruf:

Foto_KADiB

Quelle: KADiB Aufgenommen beim Gedenkmarsch 2016

Das Komitee für ein afrikanisches Denkmal in Berlin (KADIB) veranstaltet am 25.02.2017 ab 11 Uhr (Treffpunkt Wilhelmstraße 92 in Berlin-Mitte) den 11. Gedenkmarsch für die afrikanischen und Schwarzen Opfer von Versklavung, Versklavungshandel, Kolonialismus und rassistischer Gewalt. Der Gedenkmarsch wurde ins Leben gerufen, um der Forderung nach Anerkennung der Verbrechen gegen afrikanische und Schwarze Menschen Nachdruck zu verleihen und um ihren Widerstand zu würdigen.

Als Datum für den jährlichen Gedenkmarsch haben wir – in Erinnerung an das Ende der berüchtigten Berliner Afrika-Konferenz (26.02.1885) – den letzten Sonnabend im Februar gewählt. Auf der Konferenz besiegelten die damaligen Großmächte – unter Ausschluss afrikanischer Menschen – die koloniale Aufteilung des afrikanischen Kontinents. Mit der Kolonisierung gingen skrupellose Unterdrückung und Ausbeutung, Zwangsarbeit, Folter und Vergewaltigungen, Kunstraub und Kulturzerstörung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermorde auf dem afrikanischen Kontinent einher.

Im Zuge der Kolonisierung Afrikas wurden mehr als 30 Millionen Menschen Opfer dieser Verbrechen. 1904-08 begingen die Deutschen an den Ovaherero und Nama den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. 50-80% ihrer Kinder, Frauen und Männer wurden ermordet und ihr Land konfisziert. Die zeitgleichen Kriegsverbrechen der kaiserlichen „Schutztruppe“ im ostafrikanischen Maji-Maji-Krieg kosteten mindestens 100 000 Menschen das Leben. Während der menschenverachtenden Verteidigung des deutschen Kolonialreichs im Ersten Weltkrieg starben abermals Hunderttausende Ostafrikaner_innen. Zahlreiche Afrikaner_innen und Schwarze sind nach 1933 von den Nationalsozialisten zwangssterilisiert oder in deutschen Konzentrationslagern ermordet worden. Zehntausende Menschen afrikanischer Herkunft gaben auf Seiten der Alliierten und im Widerstand ihr Leben für die Befreiung Europas vom Naziregime.

Dennoch gibt es in der Bundeshauptstadt bis heute keine zentrale Lern-und Gedenkstätte zur Würdigung der afrikanischen und Schwarzen Opfer der Maafa (Kiswaheli für „große Zerstörung, Katastrophe“). Auch ihres Widerstandes gegen Kolonialismus, Versklavung und Rassismus wird nirgendwo gedacht. Ungeachtet ihrer internationalen Selbstverpflichtungen von Durban 2001 und der derzeit laufenden UN Decade for People of African Descent (2015-24) hat die Bundesregierung die Nachfahren der Kolonisierten bis heute nicht um Entschuldigung gebeten.

Stattdessen ehren zahlreiche Straßennamen in Deutschland noch immer Kolonialverbrecher und -akteure. Die Stadt Berlin hält, gegen den erklärten Willen der afrikanischen Community, bis heute an der rassistischen Bezeichnung „Mohrenstraße“ fest, die auf den Brandenburger Handel mit Versklavten und die Verschleppung minderjähriger Afrikaner_innen nach Berlin zurückgeht. Bis heute verweigert Deutschland die Rückgabe Tausender menschlicher Gebeine, die während der Kolonialzeit aus Afrika und aus anderen Teilen der Welt für rassistische Untersuchungen hierher transportiert wurden.

In diesem Jahr ist unser Marsch dem Kampf von Ovaherero und Nama für die selbstständige und gleichberechtigte Teilnahme ihrer Vertreter_innen an den deutsch-namibischen Regierungsverhandlungen über angemessene Formen der Wiedergutmachung für den Genozid gewidmet. Dazu erwarten wir eine Delegation bedeutender Ovaherero- und Namavertreter_innen als Ehrengäste in Berlin.