Schlagwort-Archive: Orientalismus

Laden Saleh am Jorge-Gomondai-Platz

Ein neuer Ort der Begegnung und des Austausches

„Laden Saleh“ ist ein temporärer Kiosk im Herzen der Dresdner Neustadt. Er ist inspiriert von der Geschichte des indonesischen Malers und Prinzen Raden Saleh, der ab 1839 mehrere Jahre in Dresden lebte und arbeitete. In Dresden wurde er ‚Der Schwarze Prinz‘ genannt und erlangte durch seinen orientalischen Malstil große Berühmtheit. Doch im heutigen Dresden ist seine Geschichte fast vollständig verschwunden. Das Einzige, was an ihn erinnert, ist ein Pavillon in Maxen, einem kleinen Dorf außerhalb der Stadt.

„Laden Saleh“ belebt als Kiosk die historische Präsenz vom Malerprinzen Raden Saleh wieder und stellt gleichzeitig Fragen nach Identität und Orientalismus aus der Perspektive des Alltags.

Im Kiosk gibt es kleine orientalische Waren und Lebensmittel. Es ist ein Kunstwerk, das sich in den Alltag einfügt, aber auch kritisch mit dem orientalistischen Erbe Dresdens umgeht. Es fasst die Geschichte Dresden als langandauernde Entwicklung auf, in der der Austausch von Kulturen ständig das Dresdner Leben beeinflusst.

Das Projekt soll alle Menschen erreichen, die jeden Tag am Albertplatz vorübergehen. Zudem gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, die von Vereinen und Künstlern dazu einladen, sich zu aktuellen gesellschaftlichen Themen auszutauschen. Somit wird der Kiosk zu einem Ort der Begegnung, des Austausches und der Reflexion über die eigene Stadt.

„Laden Saleh“ befindet sich vom 2. Juni bis 30. Juni auf dem Jorge-Gomondai-Platz (zwischen Hauptstraße und Albertplatz) in der Dresdner Neustadt mit täglichen Öffnungszeiten.

Ein Projekt, initiiert von Simon Kentgens. Mehr Infos unter: http://ladensaleh.de/

„Die Deutschen“ und die „UMA’s“

Neben Freital, Heidenau und Clausnitz gibt es jetzt wieder einen neuen Ort, der als Sinnbild für die rassistischen Progrome und Übergriffe im Kaltland genutzt wird: Bautzen. Diese symbolischen Orte sind zwar zum einen wichtig für den Erinnerungsdiskurs (dass es ihn überhaupt gibt!), verdecken aber gleichzeitig auch die strukturelle Komponente der rassistischen Gewalt, da sie als Einzelfälle inszeniert werden (können). Dass es tagtäglich zu Anfeindungen (Chronik des RAA) kommt, kann dabei schnell vergessen werden, wenn ein Ereignis, wie das am 14.09. in Bautzen, medial so dargestellt wird, wie es gerade wird. Denn debattiert wird jetzt darüber, wer zuerst angegriffen haben soll und schuld sei, aber nicht über die Entwicklungsgeschichte dieser Gewalt, wie sie hier für die letzten Monate in Bautzen beschrieben werden (ADDN-Artikel), geschweige denn über historische und gesellschaftliche Kontinuitäten und Hintergründe. Weiterlesen

Der „orientalische“ Mann – revisited: So funktioniert Kulturrassismus heute

„Auch wenn also der gesellschaftlich akzeptierte Umgang mit der Droge Alkohol und eine sexistische Populärkultur möglicherweise begünstigende Faktoren dafür sein könnten, dass sowohl auf jeder größeren Massenveranstaltung in Deutschland als auch im Alltag Frauen regelmäßig Opfer sexueller Gewalt werden, wird allein die Kultur „des“ muslimischen Mannes als Hauptursache sexueller Belästigung ausgemacht. „Köln“ wird instrumentalisiert, um den Faktor „nichtdeutscher Herkunft“ zum Gütesiegel von sexualisierter Gewaltfreiheit zu machen. […]„Der muslimische Mann“ wird als Barbar konstruiert, um als Kontrastfolie dabei zu helfen, das Idealbild des weißen Mannes als aufgeklärten, fortschrittlichen und moralisch überlegenen Gentleman zu inszenieren. Die Dämonisierung des muslimischen Mannes als Wilder hat also eine Entlastungsfunktion: Wenn patriarchale Gewalt und Sexismus in erster Linie im Orient verortet und nicht in den europäischen, gesamtgesellschaftlichen Kontext gestellt werden, gelingt es, Diskursüberlegenheit zu konstituieren.“ Hier geht es zum Text.