Auch in Dresden gibt es eine Debatte über die Rückgabe menschlicher Überreste, die aus der Kolonialzeit stammen. Eigentlich sollte klar sein, dass diese sogenannten „human remains“ zu den Nachfahren zurückgehören, vor allem, wenn die Stücke aus einem so extremen Gewaltkontext stammen. Aber viele Museen weigern sich. redhaircrow schreibt dazu: „Returning the human remains to the person’s tribe is ethical, moral and right, so that it can be properly respected, cared for and returned to the earth but all the Karl May Museum can think of is material goods, ownership.“ Zum kompletten Artikel geht es hier. Über weitere Forderungen berichtete auch die Sächsische Zeitung, und es gab zwei Anfragen im Sächsischen Landtag dazu, die inzwischen auch beantwortet wurden.
Archiv des Autors: Dresden Postkolonial
Gastrede von Paul Mecheril
Dem Erziehungswissenschaftler Paul Mecheril gelingt in seiner Rede zu einem Neujahrsempfang in Bremen eine leicht verständliche, tief gehende und weitreichende Analyse eines sehr aktuellen Themas: Flucht. Dabei erläutert er Fluchtursachen, postkoloniale Hintergründe, fordert Bescheidenheit statt Wachstum der geopolitisch Privilegierten und erklärt, warum ihm das aktuelle Sprechen über Geflüchtete und Migrant*innen in Deutschland die Luft nimmt. Zum Beispiel, weil „rassistische Darstellungen und Reden […] im postnationalsozialistischen Deutschland des 21. Jahrhundert wieder salonfähig [sind]“, wie z.B. das viel diskutierte Titelbild des Fokus nach den sexuellen Übergriffen in Köln, das Gegensätze zwischen „uns“ und „den anderen“ aufmacht, die wir schon aus der Kolonialzeit kennen. Mecheril spricht in diesem Zusammenhang auch über sexualisierte Gewalt und über Männlichkeiten. Für seine Überlegungen zum aktuellen Rassismus nutzt er spannende psychologische Erklärungsmechanismen und thematisiert die Rolle Europas: „Europa ist widersprüchlich, Europa ist ein Ort und Projekt der Barbarei, der Shoa, der ökologisch-ökonomischen Ausbeutung der Welt, des Kolonialismus und Europa ist Ort und Projekt der Aufklärung, der Menschenrechte und des Strebens nach einem guten Leben für alle. Europa ist also widersprüchlich und antagonistisch“. Er fordert Gewaltverhältnisse zu thematisieren, dass Menschen nicht auf Kosten anderer leben und fragt wie, wir dazu beitragen können, „dass etwas was ich Solidarität in der Weltgesellschaft nennen möchte, einer Solidarität, die sich auf Andere bezieht, mit denen ich zwar in einem praktischen Zusammenhang […] stehe, die aber entfernt sind, wie können wir dazu beitragen, dass diese nicht mehr im Modell der Gemeinschaft […] ausbuchstabierte Modell von Solidarität, diese Solidarität unter Unverschwisterten, für Menschen sinnvoller wird und möglich ist?“ Die sehr, sehr lesenswerte Rede findet sich beim Weserkurier.
The Slam Poem All White Feminists Need To Hear
Wir brauchen mehr Feminismus. Wir brauchen einen Feminismus für alle. Und keinen, der wieder Menschen ausgrenzt, sich Errungenschaften aneignet und entnennt. Wir brauchen einen Feminismus, der die Anliegen aller mitdenkt und für sie kämpft. Jilian Christmas redet über die Probleme im Feminismus: „They said I could be a feminist as long as I don’t talk about this black girl body. About that cold red body of water. About an inheritance so great that no one body could apologize it away. As long as I don’t remind anyone where so many of the ideas for this movement came from anyway.“
Demonstration in Dresden „Grenzenlose Solidarität“/ „Solidarity without limits“
Am 06.02.2016 wird unter dem Motto “Grenzenlose Solidarität” ein europaweiter Aktionstag gegen die Festung Euopa stattfinden, an dem es auch in Dresden eine bundesweite Demonstration geben wird. Wir wollen den Tag nutzen, um die politische Solidarität mit Flüchtenden weltweit zu stärken und die Verbindungen zwischen ihren Fluchtgründen und der europäischen Innen- und Außenpolitik zu thematisieren.
Solidarität muss politisch werden
Demonstration | Hauptbahnhof
06. Februar 2016 | 12 Uhr
Lasst uns one -way-tickets zum Mond kaufen für all die Männer, die Frauen verletzen. Dann werden wir ja sehen, wie viele hier übrig bleiben!
Hört auf, Eure rassistischen Gesetzesverschärfungen und Abschiebungen im Namen von Frauenrechten zu legitimieren!
Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln sind für keine Frau*, besser gesagt für keinen Menschen akzeptabel, völlig egal welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Was in Köln passiert ist, sollte nicht so dargestellt werden als wäre es der einzige Fall in dieser sogenannten zivilisierten Gesellschaft.Gewalt gegen Frauen hat sehr unterschiedliche Formen und wird von Männern weltweit ausgeübt, auch deutsche Männer sind Täter. Und nur die wenigsten Sexuellen Übergriffe und die wenigsten Vergewaltigungen werden in dieser Gesellschaft geahndet, geschweige denn strafrechtlich verfolgt. Flüchtlinge abzuschieben, um „Frauen zu schützen“ ist genauso absurd und verlogen wie Angriffskriege im Namen der Frauenrechte zu führen. Was dies für die Bevölkerung bedeutet, sieht man in Afghanistan: noch mehr Tote und Zerstörung. Weiterlesen
Europaweiter Aktionstag gegen die Festung Europa
Prekäre koloniale Ordnung – Rassistische Konjunkturen im Widerspruch. Deutsches Kolonialregime 1884-1914
„Welche Krisen hat der Rassismus durch die Kämpfe Schwarzer Menschen im deutschen Kolonialreich erfahren? Während der langen 30 Jahre der Kolonialpolitik wurde Rassismus biopolitisch und gesellschaftsprägendes Paradigma.
Ulrike Hamann zeigt, welche spezifischen Artikulationen des Rassismus wann aktuell waren und wie diese sich mit der kolonialen und nationalen Politik verbanden. Ausgangspunkt der Analyse sind dabei erstmals nicht die »Rasse«-Theorien, sondern die Widerstände dagegen in einer postkolonialen Lesart. Durch die Schriften von Mary Church Terrell, W.E.B. Du Bois und Rudolf Duala Manga Bell werden die Artikulationen des deutschen Rassismus benannt – aber auch gesellschaftliche Gegenbilder entworfen.“
Ulrike Hamann (Dr. phil.) ist Kultur- und Politikwissenschaftlerin. Sie promovierte bei Nikita Dhawan im Bereich Gender/Postkoloniale Studien an der Goethe-Universität Frankfurt/Main und war Stipendiatin des Exzellenzclusters »Normative Orders«. Der Buch ist im transcript-Verlag erschienen.
SozialeArbeitMachtRassismus – Bleibende Widersprüche und Ansätze des Handelns
#ausnahmslos
Die Ereignisse von Köln in der Silvesternacht haben einen ‚Aufschrei‘ in Deutschland ausgelöst. Als es den #Aufschrei vor drei Jahren gab, waren die Reaktionen auf das Anprangern von sexualisierter Gewalt oft sehr kritisch, es ging schließlich auch um einen mächtigen, weißen, deutschen Mann. Doch nun, wenn es sich um vermeintlich Nicht-Deutsche Täter handelt, wird sexualisierte Gewalt plötzlich verurteilt. Dies ist an sich sehr positiv und mehr als überfällig, allerdings geht es in der aktuellen Debatte nun vor allem darum, zu zeigen, warum zu viele Geflüchtete in Deutschland und diese nicht integrierbar seien – dies scheint die eigentliche Ursache für den Aufschrei zu sein, dem mit den Ereignissen von Köln Material geliefert wurde. Der Diskurs wird weit rechts geführt, ist rassistisch aufgeladen und journalistische Medienstandards wurden fallengelassen (Artikel in der taz zur Berichterstattung danach). Um die Betroffenen (Schilderung und Kommentar einer von sexualisierter Gewalt Betroffenen zu den aktuellen Vorfällen in der Freien Presse) und das Problem der sexualisierten Gewalt (welche für die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland Alltag ist) geht es mal wieder nur in bestimmten Medien und Kreisen (z.B. spannender Kommentar von kleinerdrei, postkoloniale Analyse im fluter). Auch die Linke hat sich lange schwer getan mit einer Reaktion (Artikel in der jungle world dazu). Um diese Leerstelle zu schließen und die Probleme der Ereignisse in Köln und der sich anschließenden Debatte auzuzeigen, gibt es zum Glück #ausnahmslos, ein zweisprachiges Manifest „Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall.“ von 22 progressiven Feministinnen, welches unterzeichnet werden kann. Denn: „Sexismus und sexuelle Gewalt gibt es in #ausnahmslos allen Kulturen, es ist kein importiertes Problem, Schluss mit den rassistischen Vorurteilen.“ (Artikel vom Freitag)
Podiumsdiskussion „Soziale Zentren für alle!“/ open forum „social centers for all!“
Wo: Projekttheater Dresden, Louisenstraße 47
Täglich riskieren Menschen auf dem Weg nach Europa ihr Leben. Fast immer stehen sie hier einer restriktiven Unterbringungs- und Lebenssituation gegenüber. In Städten wie Leipzig, Frankfurt/ Main und Dresden werden die Forderungen nach selbstverwalteten Räumen immer lauter.
international conference of refugees & migrants/ conférence internationale des réfugiés & migrant-e-s /Internationale Konferenz von Geflüchteten & Migrant*innen
Invitation to all activists – for the rights of refugees and migrants!
Invitation à tous les militant-e-s des droits des réfugiés et des migrant-e-s!
Einladung an alle Aktivist*innen – für die Rechte von Geflüchteten & Migrant*innen!
In August 2015 the politically active refugees from Berlin, Hannover and Hamburg together organized a nationwide Refugee Conference in Hannover. Building on this cooperation, we have the pleasure to invite you to the International Conference of Refugees and Migrants on 26-28th February 2016 in Hamburg.
(en /fr / ger)
Rassistisches Erbe
Die Ambivalenzen der globalen Kolonialgeschichte werden wir jedenfalls nicht so schnell los, kommentiert Princeton-Historiker Jeremy Adelman im Chronicle anlässlich der aktuellen Auseinandersetzungen um Woodrow Wilson und das Emblem der Harvard Law School: Die „Woodrow Wilson School of Public and International Affairs“ in Princeton ist nach dem ehemaligen Präsidenten, Friedensnobelpreisträger und Ku-Klux-Klan-Anhänger Woodrow Wilson benannt; und das Law School-Wappen in Harvard zollt dem Sklavenhalter Isaac Royall Gedenken. Dazu Patrick Bahners in der FAZ sowie ein Bericht im Standard. An der Harvard Law School waren die Bilder sShwarzer Professoren verunstaltet worden – in der NYT schreibt jetzt Randall Kennedy, einer der Betroffenen, was dieser Angriff für ihn bedeutet.
Erste Delegationsreise des „Internationalistischen Zentrums“
Seit dem 23.12. ist eine Gruppen von vier Personen des „Internationalistischen Zentrums“ Dresden auf dem Weg nach Griechenland. In Kooperation mit dem Dresden-Balkan-Konvoi wollen wir Informationen über die aktuelle Situation der Geflüchteten in Griechenland sammeln und herausfinden welche selbstorganisierten Solidaritätsgruppen und Projekte es gibt.
In Remembrance of Oury Jalloh
Die Initiative „In Gedenken an Oury Jalloh“ ruft für den 07.01.2016 zu einer gemeinsamen Demonstration auf. Es wird einen Bus aus Dresden nach Dessau geben. Die Demo startet 14 Uhr am Hauptbahnhof in Dessau-Roßlau. Weiterlesen
Ein „Internationalistisches Zentrum“ in Dresden
Wir wollen euch auf die Entstehung des „Internationalistischen Zentrums“ in Dresden aufmerksam machen. Wir, die Gruppe Dresden Postkolonial und die Gruppe AusserKontrolle, eröffnen das „IZ“. Was es damit auf sich hat, könnt ihr hier nachlesen.