Archiv der Kategorie: Allgemein

Umbenennung der Mohrenstraße: Mehr Respekt vor der Geschichte von Menschen afrikanischer Herkunft in Berlin

Bild von: isdonline.de

Offener Brief des Bündnisses Decolonize Berlin! an die Redaktion der Berliner Zeitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 26.8.16 veröffentlichte Ihre Zeitung den Artikel „Umbenennung der Mohrenstraße: Kein Respekt gegenüber der Geschichte Berlins“ von Maritta Takle, Ressortleiterin für Politik und Lokalgeschichte. In diesem Text werden die mehr als 200 überwiegend Schwarzen und afrikanischen Teilnehmenden des 3. Umbenennungsfestes für die Berliner „Mohrenstraße“ am Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und an seine Abschaffung (23.8.) als undemokratische „Bilderstürmer der Neuzeit“ tituliert. Die Autorin behauptet, dass es sich bei deren Forderung nach Änderung des Straßennamens mit der diskriminierenden Fremdbezeichnung für Schwarze und afrikanische Menschen um eines der „häufig ins Abstruse gesteigerten Ansinnen“ von „winzigen Minderheiten“ handele.

Nicht genug damit vergleicht Frau Tkalec die friedlich Feiernden, darunter zahlreiche Familien mit Kindern, mit „muslimischen Wüterichen“ und den Terroristen des IS, die „unter Berufung auf die politische Korrektheit und unter Betonung ihres Status als Diskriminierte und Beleidigte, Worte, Symbole, Kunstwerke“, die „Zeugnisse älterer – fremder – Kulturen“ „tilgen“ und „ausrotten“ wollen. Sie wirft den erinnerungspolitisch Engagierten „Respektlosigkeit gegenüber der 300 jährigen Stadtgeschichte“ vor und bescheinigt ihnen, „geschichtsverfälschenden Unsinn“ zu verbreiten.

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Erinnern an Rostock-Lichtenhagen!

Anlässlich des Jahrestages des rassistischen Pogroms gegen Rom*nja-Geflüchtete und vietnamisische Vertragsarbeiter*innen möchten wir an dieser Stelle den Beitrag von Kien Nghi Ha teilen. Darin setzt er sich mit verschiedenen Ansätzen des Gedenkens auseinander und zeigt eindrücklich die Kontinuität rassistischer Strukturen auf:

https://heimatkunde.boell.de/2012/09/01/rostock-lichtenhagen-die-rueckkehr-des-verdraengten

Zusätzlich hier sein Redebeitrag vom 25.8.2012 in Rostock, 20 Jahre nach den Ereignissen von Lichtenhagen:

STADTTEILSPAZIERGANG zum Abschluss der Besetzung in der Dresdner Neustadt

Das Notara 26 in Athen

Seit Donnerstag, dem 28.07., 16:30 h ist das Abgeordnetenbüro, die „Wir AG“, von der Partei DIE LINKE besetzt. Anlass dazu waren die gewaltsamen Räumungen von drei selbsorganisierten Hausprojekten von und für Geflüchtete einen Tag zuvor in Thessaloniki. Als Reaktion darauf besetzten Anarchist*innen das Büro von SYRIZA, der Regierungspartei in Griechenland. Mit der Besetzung erklären sich das Internationalistische Zentrum Dresden, die FAU Dresden, die URA Dresden und viele Einzelmenschen solidarisch mit den Genoss*innen und Freund*innen in Griechenland. Heute soll die Besetzung mit einem Spaziergang enden. Danach gibt es eine gemeinsame Anreise zu den Veranstaltungen von „glitter riot and friends“ in Löbtau.

Kommt alle am Samstag um 14 Uhr zum Martin-Luther-Platz! Gemeinsam und solidarisch für Freiräume und Selbstorganisierung, in Griechenland und überall sonst!

Völkermord an den Herero und Nama: Bundesregierung gefährdet Versöhnungsprozess

Im Folgenden dokumentieren wir die Pressemitteilung des Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ zu den aktuellen Verhandlungen zwischen Namibia und Deutschland.

Weitere Informationen finden sich auch unter: http://newera.com.na/2016/07/12/namibia-wont-held-hostage-germany-genocide-talks/

Völkermord an den Herero und Nama: Bundesregierung gefährdet Versöhnungsprozess

Während der laufenden namibisch-deutschen Verhandlungen zum Genozid hat Deutschland Wiedergutmachung kategorisch ausgeschlossen, einseitig Projekte der Entwicklungszusammenarbeit vorgeschlagen und die namibische Regierung zeitlich unter Druck gesetzt. In Namibia wird das als Affront betrachtet.

Die von großen Hoffnungen begleiteten Verhandlungen zwischen Namibia und Deutschland über die Konsequenzen des kolonialen Völkermordes (1904-1908) befinden sich ohne Zweifel in einer schweren Krise. Dem Fortschritt einer offiziellen Anerkennung des Genozids durch das Auswärtige Amt sind nun Rücksichtslosigkeiten gegenüber Namibia gefolgt, die sogar ein Scheitern der Verhandlungen möglich erscheinen lassen. Protestierten bislang vor allem die betroffenen Herero, Nama und Damara gegen den Ausschluss ihrer Repräsentanten aus den Verhandlungen, hat die deutsche Seite nun auch Namibias Regierung und Opposition gegen sich aufgebracht. Weiterlesen

Fahrraddemonstration durch Löbtau und Gorbitz

Demo_18-06_1 An der Fahrraddemo für die Rechte geflüchteter Menschen im Dresdner Westen haben am 18.06 etwa 80 Personen teilgenommen. Mit Redebiträgen vom internationalistischen Zentrum und Dresden Postkolonial.

Das Netzwerk Willkommen in Löbtau hat dazu eine Pressemitteilund und weitere Fotos veröffentlicht:

Mit einer Fahrraddemonstration haben am 18.6.2016 etwa 80 Teilnehmende sichere Fluchtwege für Schutzsuchende und ein Ende der europäischen Abschottungspolitik gefordert. Unter dem Motto „Rides and Rights for Refugees“ starteten sie auf der Columbusstraße und fuhren zur Zwischenkundgebung nach Gorbitz. Dort forderten sie die Anerkennung ausländischer Ausbildungen, das Ende von 1-Euro-Jobs und die Abschaffung der Residenzpflicht. Die Teilnehmenden kamen aus Syrien, Eritrea, Marokko und Deutschland.

Bei der Zwischenkundgebung am Amalie-Dietrich-Platz forderten Vertreter des Internationalistischen Zentrums (IZ) Dresden ein würdiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe für Schutzsuchende in Deutschland. Weiterlesen

Berta Cáceres Straße statt Columbusstraße!

Uns erreichte in der letzten Nacht folgende Meldung, die wir gern mit euch teilen:

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+++Umbennenung der Columbusstraße in Gedenken an die feministsiche Lenca Aktivistin Berta Isabel Cáceres Flores+++

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni wurde in Dresden-Löbtau die Columbusstraße in „Berta Cáceres“ umbenannt. Die Gruppe Antikoloniale Aktion will damit auf die Ermordung der indigenen, feministischen Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Berta Isabel Cáceres Flores aufmerksam machen. Berta Cáceres hat in Honduras mit der Organisation COPINH (Rates der Basis- und Indigenenorganisation von Honduras) für die Rechte der indigenen Bevölkerung und gegen Kapitalismus, Patriarchat und Rassismus gekämpft. Sie wurde am 03. März 2016 in ihrem Haus von unbekannten Angreifern erschossen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind einflussreiche Militärs, regierungsnahe Kreise und eine mächtige Unternehmerfamilie darin verwickelt.

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Rides & Rights for Refugees

Wir teilen den Aufruf des Netzwerks „Willkommen in Löbtau“ zu einer Fahrraddemo am 18.06. unter dem Motto „Rides & Rights for Refugees“

Aufruf zur Fahrraddemo für die Rechte geflüchteter Menschen durch den Dresdner Westen, 18.06.2016, 12:00 Uhr Start: Columbusstraße/Dresden-Löbtau

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Seit dem „Sommer der Migration“ 2015 ist das Wort Willkommenskultur in aller Munde. Vor fast einem Jahr setzte die Bewegung der Geflüchteten ihr Recht auf Bewegungsfreiheit um. Sie verlangten nach nicht mehr und nicht weniger als einem menschenwürdigen Leben. Die Solidarität, die ihnen überall in Europa entgegengebracht wurde, ließ für einen kurzen Moment die Hoffnung auf ein ganz neues Miteinader aufblühen. Auch in Dresden Löbtau haben sich viele Menschen zusammen gefunden, um die neu angekommenen zu unterstützen. Sie haben Fahrräder gebaut, Sprachkurse organisiert, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche Unterstützung gegeben, gemeinsame Kochabende veranstaltet und vieles vieles mehr. Weiterlesen

25 Jahre nach dem rassistischen Pogrom von Hoyerswerda – Veranstaltung mit out of focus film am 20.05. in Dresden

Wir möchten euch an dieser Stelle die Veranstaltung von der Initiative “Pogrom 91″ mit Julia Oelkers (Filmemacherin von out of focus film aus Berlin) und mit Filmaufnahmen aus den vergangenen 25 Jahren empfehlen:

2016 jähren sich die Angriffe gegen ehemalige DDR-Vertragsarbeiter und Asylsuchende in Hoyerswerda zum 25. Mal. Seit dem rassistischen Pogrom in der ostsächsischen Stadt beobachtet die Filmemacherin Julia Oelkers aus Berlin die Entwicklungen vor Ort und war immer wieder mit einem Kamerateam in der Region. Mit einem Vertreter der Initiative „Pogrom 91“ spricht sie über Ursachen und Folgen der Angriffe sowie die aktuelle Gedenkpolitik in Erinnerung an das Ereignis. Weiterlesen

Keine Abschiebung aus unseren Vierteln. Alle bleiben! / لا للترحيل من أحيائنا. الكل يبقى هنا

Stadtteilspaziergang am 19. Mai, Albertplatz um 19 Uhr

In den nächsten Wochen sind vermehrt Abschiebungen aus Dresden zu erwarten. Merkel und de Maizière haben die Liste der angeblich „sicheren Herkunftsstaaten“ um Marokko, Tunesien und Algerien erweitert. Dies bedeutet, dass Geflüchtete aus diesen Staaten praktisch keine Chance mehr auf Asyl haben.

In allen diesen Staaten wurden auch dieses Jahr Journalist*Innen, politische Dissident*Innen und Angehörige von Minderheiten verfolgt, gefoltert und ohne Gerichtsprozess inhaftiert. Vielen Menschen, die Belege über ihre Verfolgung, Verhaftung und Folter vorweisen können, wurde in Deutschland das Asyl verweigert – oft wurden ihre Unterlagen noch nichteinmal angesehen.

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Organisierte Liebe gegen den organisierten Hass

“The function, the very serious function of racism is distraction. It keeps you from doing your work. It keeps you explaining, over and over again, your reason for being. Somebody says you have no language and you spend twenty years proving that you do. Somebody says your head isn’t shaped properly so you have scientists working on the fact that it is. Somebody says you have no art, so you dredge that up. Somebody says you have no kingdoms, so you dredge that up. None of this is necessary. There will always be one more thing.” Toni Morrison

Diese Worte von Toni Morrison machen deutlich, was Rassismus bedeutet, es ist eine Struktur, die alles durchzieht und auch immer mehr das Internet. Menschen, die sich gegen menschenverachtende Einstellungen aussprechen oder davon betroffen sind, werden immer schneller zu Zielscheiben des Hasses. Kübra Gümüşay fordert in ihrer großartigen Rede: „Wir müssen Liebe organisieren, denn Hass ist organisiert.“

Artikel des „Internationalistischen Zentrums Dresden“ in der neuen ZAG!

Die ZAG 71 „Flucht und Versagen“ ist da und neben vielen anderen sehr interessanten Sachen, findet ihr darin auch einen Artikel vom „Internationalistischen Zentrum Dresden“, dem gemeinsamen Projekt von AusserKontrolle und Dresden Postkolonial.

Zusammen waren wir im Winter auf Delegationsreise in Griechenland. In dem Artikel für die ZAG haben wir versucht, einen groben Überblick über die Reise zu geben und verschiedene Gedanken zu Handlungsmöglichkeiten festzuhalten. In der Zwischenzeit ist viel passiert, die Zustände in Eidomeni oder auf der Insel Lesbos haben sich durch die menschenverachtende Politik der EU weiter rapide verschlechtert. Deswegen sind einige von uns beschriebenen Situationen und Umstände nicht mehr ganz aktuell. Weiterlesen

Der „orientalische“ Mann – revisited: So funktioniert Kulturrassismus heute

„Auch wenn also der gesellschaftlich akzeptierte Umgang mit der Droge Alkohol und eine sexistische Populärkultur möglicherweise begünstigende Faktoren dafür sein könnten, dass sowohl auf jeder größeren Massenveranstaltung in Deutschland als auch im Alltag Frauen regelmäßig Opfer sexueller Gewalt werden, wird allein die Kultur „des“ muslimischen Mannes als Hauptursache sexueller Belästigung ausgemacht. „Köln“ wird instrumentalisiert, um den Faktor „nichtdeutscher Herkunft“ zum Gütesiegel von sexualisierter Gewaltfreiheit zu machen. […]„Der muslimische Mann“ wird als Barbar konstruiert, um als Kontrastfolie dabei zu helfen, das Idealbild des weißen Mannes als aufgeklärten, fortschrittlichen und moralisch überlegenen Gentleman zu inszenieren. Die Dämonisierung des muslimischen Mannes als Wilder hat also eine Entlastungsfunktion: Wenn patriarchale Gewalt und Sexismus in erster Linie im Orient verortet und nicht in den europäischen, gesamtgesellschaftlichen Kontext gestellt werden, gelingt es, Diskursüberlegenheit zu konstituieren.“ Hier geht es zum Text.

Interessierten-Treffen am 03.05.

Du möchtest Dresden aus einer anderen Perspektive kennenlernen?                           Du schreibst eine Seminararbeit die thematisch in das Themenfeld passt?                   Dir sind interessante Orte in Dresden aufgefallen?                                                         Du benötigst noch Credits im Aqua-Bereich und kannst dir vorstellen dazu einen Text zu verfassen?

Dann komm am 03.05. zum gemeinsamen Austausch verschiedener Ideen. Weiterlesen

Kann Rassismus von der Meinungsfreiheit gedeckt sein?

Das Schmähgedicht des Grimmepreisträgers Jan Böhmermann (für seinen „Varoufake“) über Erdogan und die danach folgende Strafanzeige von Erdogan wegen Beleidigung eines Staatsoberhauptes haben große Wellen gezogen und sogar international wurde darüber berichtet. Jan Böhmermann hat es geschafft, zu einem Schwerpunkt-Thema zu werden bei Zeit Online. Die Auswahl dieser Punkte vom 15.04.2016 lässt tief blicken, scheinen die Themen in ihrer Darstellung erst einmal separat voneinander zu sein.zeit online1

Doch ein tieferer Blick zeigt, dass es auch in Hinblick auf die Einordnung der sogenannten „Causa Böhmermann“ wichtig ist, die Verzahnung mit den Topoi „Islam Heute“ und „Flüchtlinge“ zu begreifen. Die Fragen, die gestellt wurden zur Causa Böhmermann drehen sich vor allem um die Meinungsfreiheit und was zu sagen erlaubt ist und ob dieses Gesetz nicht schon längst überflüssig ist und abgeschafft werden sollte (definitiv!). Es geht darum, ob Merkel sich vor Erdogan „duckt“ und in einigen Texten spielt dann zumindest die Ebene „Flüchtlinge“ schon mit rein. Denn in dieser ganzen Angelegenheit spielt es natürlich eine Rolle, dass das EU-Türkei-Abkommen noch sehr frisch ist und nicht belastet werden darf. Doch dazu vielleicht in einem anderen Text oder der neuesten Ausgabe der ak.
In diesem Text soll es um das gehen, was in den wenigsten Texten zu Böhmermann benannt wird: dass es nicht nur um Meinungsfreiheit geht, sondern auch um menschenverachtende Einstellungen und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (wie Heitmeyer es in seinen Studien „Deutsche Zustände“ benennt, um auf die verwobene Struktur dieser aufmerksam zu machen). Weiterlesen