Schlagwort-Archive: Kolonialismus

No Humboldt 21! – Von intervenierenden Geschichten

27.11.2018 – 19 Uhr

Hole of Fame, Königsbrücker Straße 39, 01099 Dresden

Vorrausichtlich 2019 sollen die Ethnologischen Museen aus Dahlem in das Humboldt Forum im neu errichteten Berliner Schloss ziehen. Doch mit der Grundsatzkritik der seit 2013 laufenden Kampagne „No Humboldt 21!“ erreicht eine Debatte über die koloniale Vergangenheit des Ortes, der ethnologischen Sammlung, wie auch der dahinterstehenden Wissenschaft, ein immer breiteres Publikum. Die Publikation „No Humboldt 21! – Dekoloniale Einwände gegen das Humboldt-Forum“ entfaltet nun ein Panorama des ausdauernden Intervenierens gegen das revisionistische Prestigeprojekt in Berlins Mitte. So wird nachvollziehbar, wie kritische Einsichten durch die anhaltenden Proteste von Aktivist*innen mit migrantisch-diasporischen Perspektiven und aus der kritischen Kultur- und Bildungsarbeit Eingang in die öffentliche Diskussion gefunden haben. Im Rahmen dieser Veranstaltung stellen Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland) und Mareike Heller (AfricAvenir) die Arbeit der Kampagne „No Humboldt 21!“ im Dialog mit den Texten, Interviews, Kollagen und Bilder des Sammelbandes vor.

Tahir Della ist Promotor für Dekolonisierung für den Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER) und Vorstandsmitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.

Mareike Heller, Sozialwissenschaftlerin, koordinierte für AfricAvenir das Projekt „Dekoloniale Einwände gegen das Humboldt-Forum“.

Forget Winnetou!

Red Haircrow in Dresden!

 
Filmvorführung   „Forget Winnetou! Loving in the wrong Way“,  
und anschließender Diskussion mit Filmproduzenten Red Haircrow

Mittwoch/Wednesday 14. November 2018, 20:00 bis 22:30
Kino im Kasten, August-Bebel-Straße 20, 01219 Dresden
Das Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden zeigt zusammen mit dem Kino im Kasten Red Haircorws Dokumentarfilm „Forget Winnetou! Loving in the wrong Way“ und diskutiert anschließend auf dem Podium mit dem Filmproduzenten. Der Film wird in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Lecture „Identity. Intersectionality. Indigeneity“ von Red Haircrow

Thursday 15. November 2018, 19:00-20:30 Uhr
FrauenBildungsHaus, Oskarstraße 1, 01219 Dresden

Germany has no problem labeling and defining “Others”, such as its favorite stereotype the Native American Indian, but its own identity in this 21st century is more complex. “Identity”, whether as an individual or as a nation is growing more contentious, not only because of refugees and migration, but the increase in multi-ethnic families, some born or having lived here for generations.  Whether it is the normalization of racism in the mainstream or the behaviors and practices of modern colonialism present in government, schools and businesses, and daily on the streets, Germany is a microcosm of struggles facing western society. Misinformation, Eurocentric history and  “politically correct” policies that did not reflect interracial reality for decades has created a perfect storm of self-victimization and self-interest.
The same mentality that ignores indigenous rights to self-representation are often those who also stereotype and gaslight GLBTIIQ people, the disabled or economically challenged, especially people of color just for desiring change and equality. This is intersecting oppression.
What and who engineered these behaviors and practices, and for what purpose? And how and why must it change? These questions are each person’s responsibility to educate themselves upon, but the answers must be honest.

Theaterstück zu Alltagsrassismus

Aufführungen am 26. und 27.01.2018 in Hellerau

Hier gehts zur Veranstaltung.

Rassismus und Ausgrenzung sind auch in Brasilien ein trauriges Dauerthema. Marcio Abreu, der dort als einer der begabtesten und mutigsten Theaterautoren und -regisseure gilt, setzt sich in Preto (Schwarz) mit zentralen Fragen des Alltagsrassismus auseinander. Wie können die Dimensionen des Rassismus und die historischen Wahrnehmungen, die uns als ein soziales Gefüge, eine Stimme, einen aktiven Körper inmitten anderer Körper definieren, künstlerisch artikuliert werden? Welche Stimmen wollen wir hören, welche Bilder beschreiben? Wie sehe ich mich selbst? Wie werde ich gesehen? Ausgehend von Achille Mbembes wegweisender Schrift Kritik der schwarzen Vernunft und seinen Ausführungen zu Geschichte und Auswirkungen der Sklaverei beleuchtet die Kompanie das Nord-Süd-Gefälle und die Nachwehen des Kolonialismus. Preto entstand während einer Residenz in HELLERAU. Es verwebt den Blick aus Brasilien mit einer globalen Perspektive, Theater mit Film und Performance, Philosophie mit Literatur und Biografien, Musik mit Anthropologie.

Armes Afrika. Kolonialismus gestern und heute

Welche Bedeutung hat Kolonialismus heute noch? Wie ist unsere Sprache durch koloniale Strukturen geprägt? Welche Rolle spielt die Wissenschaft bei all dem? Im Workshop wollen wir mit euch unseren Sprachgebrauch und die Bilder in unserem Kopf kritisch betrachten. Ebenso wollen wir einen Blick auf die Involviertheit der TU Dresdenin die koloniale Wissensproduktion werfen.Wir möchten mit euch in einen regen Austausch kommen und gemeinsam in Form theoretischer Zugänge, aber auch interaktiver Methoden uns diesem komplexen Thema nähern und am Ende schauen, welche Handlungsmöglichkeiten sich daraus ergeben könnten.

*Wann?*
26. November 2017, 14 bis 18 Uhr
*Wo?*
TU Dresden, Seminarraumgebäude 2, Raum SE2/211/U
Zellescher Weg 22, 01217 Dresden
*Anmeldung*
Schreibt uns am besten eine kurze Mail, damit wir einen Überblick über die Teilnehmendenzahl haben und dementsprechend planen können: kolonialismus.gestern.heute@gmail.com
*Referentinnen*
Jasmin Waibel und Melanie Pißner vom Projekt „Grenzen überwinden“ vom Ausländerrat Dresden.
Unterstützt werden wir von den Sächsischen Entwicklungspolitischen Bildungstagen (SEBIT) und der Hochschulgruppe Dresden Postkolonial.

Matondo – Spuren der Kolonialzeit

Eine musikalische Auseinandersetzung mit den Spuren der Kolonialzeit von Matondo. Koloniale Straßennamen müssen endlich umbenannt werden: keine Ehrung der Täter, sondern Sichtbarkeit für Kämpfer*innen gegen Rassismus und für Betroffene rassistischer Gewalt. Nicht nur in Berlin – auch in Dresden: Keine Straße für Columbus, aber eine für Marwa El-Sherbini!

„Die Deutschen“ und die „UMA’s“

Neben Freital, Heidenau und Clausnitz gibt es jetzt wieder einen neuen Ort, der als Sinnbild für die rassistischen Progrome und Übergriffe im Kaltland genutzt wird: Bautzen. Diese symbolischen Orte sind zwar zum einen wichtig für den Erinnerungsdiskurs (dass es ihn überhaupt gibt!), verdecken aber gleichzeitig auch die strukturelle Komponente der rassistischen Gewalt, da sie als Einzelfälle inszeniert werden (können). Dass es tagtäglich zu Anfeindungen (Chronik des RAA) kommt, kann dabei schnell vergessen werden, wenn ein Ereignis, wie das am 14.09. in Bautzen, medial so dargestellt wird, wie es gerade wird. Denn debattiert wird jetzt darüber, wer zuerst angegriffen haben soll und schuld sei, aber nicht über die Entwicklungsgeschichte dieser Gewalt, wie sie hier für die letzten Monate in Bautzen beschrieben werden (ADDN-Artikel), geschweige denn über historische und gesellschaftliche Kontinuitäten und Hintergründe. Weiterlesen

„Die Kolonialisierung wurde auch mit der Frauenbefreiung begründet“

Ein spannendes Interview im Standard mit der Politikwissenschaftlerin über die Verknüpfung von Rassismus und Sexismus nach den Ereignissen in der Silvesternacht von Köln, deren kolonialen Spuren, Kulturrassismus und die Instrumentalisierung von Frauen für rassistische Zwecke.

Umbenennung der Mohrenstraße: Mehr Respekt vor der Geschichte von Menschen afrikanischer Herkunft in Berlin

Bild von: isdonline.de

Offener Brief des Bündnisses Decolonize Berlin! an die Redaktion der Berliner Zeitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 26.8.16 veröffentlichte Ihre Zeitung den Artikel „Umbenennung der Mohrenstraße: Kein Respekt gegenüber der Geschichte Berlins“ von Maritta Takle, Ressortleiterin für Politik und Lokalgeschichte. In diesem Text werden die mehr als 200 überwiegend Schwarzen und afrikanischen Teilnehmenden des 3. Umbenennungsfestes für die Berliner „Mohrenstraße“ am Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und an seine Abschaffung (23.8.) als undemokratische „Bilderstürmer der Neuzeit“ tituliert. Die Autorin behauptet, dass es sich bei deren Forderung nach Änderung des Straßennamens mit der diskriminierenden Fremdbezeichnung für Schwarze und afrikanische Menschen um eines der „häufig ins Abstruse gesteigerten Ansinnen“ von „winzigen Minderheiten“ handele.

Nicht genug damit vergleicht Frau Tkalec die friedlich Feiernden, darunter zahlreiche Familien mit Kindern, mit „muslimischen Wüterichen“ und den Terroristen des IS, die „unter Berufung auf die politische Korrektheit und unter Betonung ihres Status als Diskriminierte und Beleidigte, Worte, Symbole, Kunstwerke“, die „Zeugnisse älterer – fremder – Kulturen“ „tilgen“ und „ausrotten“ wollen. Sie wirft den erinnerungspolitisch Engagierten „Respektlosigkeit gegenüber der 300 jährigen Stadtgeschichte“ vor und bescheinigt ihnen, „geschichtsverfälschenden Unsinn“ zu verbreiten.

Weiterlesen

Rassistisches Erbe

Die Ambivalenzen der globalen Kolonialgeschichte werden wir jedenfalls nicht so schnell los, kommentiert Princeton-Historiker Jeremy Adelman im Chronicle anlässlich der aktuellen Auseinandersetzungen um Woodrow Wilson und das Emblem der Harvard Law School: Die „Woodrow Wilson School of Public and International Affairs“ in Princeton ist nach dem ehemaligen Präsidenten, Friedensnobelpreisträger und Ku-Klux-Klan-Anhänger Woodrow Wilson benannt; und das Law School-Wappen in Harvard zollt dem Sklavenhalter Isaac Royall Gedenken. Dazu Patrick Bahners in der FAZ sowie ein Bericht im Standard. An der Harvard Law School waren die Bilder sShwarzer Professoren verunstaltet worden – in der NYT schreibt jetzt Randall Kennedy, einer der Betroffenen, was dieser Angriff für ihn bedeutet.

Sind arabische Leben weniger wert?

Welchen Opfern wird gedacht und welchen nicht? Welche Opfer kommen überhaupt in der europäischen Berichterstattung vor? Welche werden als alltägliche Opfer gesehen? Welche sehen sich auch selbst schon als weniger wert an?

Diese Fragen wurde auchbeirut-paris nach den Anschlägen von Paris wieder gestellt, ausgelöst unter anderem von einem Blogeintrag eines Arztes aus Beirut, der fragt „Sind arabische Leben weniger wert?“ und auf die Gefahr des nun weiter erstarkenden antimuslimischen Rassismus hinweist. Die Zeit beschreibt den Verlauf dieser Debatte. Es sind postkoloniale Fragen, die gestellt werden, die schon Frantz Fanon in „Schwarze Haut, weiße Masken“ probiert zu beantworten, in dem er die psychischen Dimensionen des Kolonialismus beschrieben hat. Die Frage nach der unterschiedlichen Wertigkeit von Leben nach 9/11 hat Judith Butler auch schon in ihrem Buch „Precarious Life“ beschrieben, was momentan bei all der Kriegsrhetorik wieder aktueller denn je erscheint.

Debatte zu Human Remains

Wie kann mit menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit umgegangen werden, die sich noch heute in deutschen Museen befinden? Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die auch das Humboldtforum bespielt, will etwas am Umgang ändern. Es ist mehr als an der Zeit für einen Umschwung der Gedanken und Handlungen, denn die Rückgabe – und Restitutionsprozesse der letzten Jahre waren schockierend und zum Teil menschenverachtend. Der Artikel von der taz beleuchtet diese Debatte.